… vereinfacht und verallgemeinert

38 Millionen Erwerbstätigen stehen rund 20 Millionen Rentner und Pensionäre, 8 Millionen Behinderte, 6 oder 7 Millionen Arbeitslose und 2 Millionen Studenten gegenüber: Leute, die es als ihr gottgewolltes Recht betrachten, von dem zu leben, was andere für sie aufbringen müssen.

(Konrad Adam, ehemaliger Bundessprecher der AFD im Mai 2006, zitiert nach einem Artikel in der „Welt“)

 

Wir brauchen ein einfaches Modell, das die Leute sofort verstehen. Ich befürchte jedoch, dass die Koalition am Ende nur ein kompliziertes Modell beschließt, das viele Ausnahmen kennt und das niemand versteht.

(Sigmar Gabriel, SPD-Politiker im SPIEGEL-Online zur Mindestrende für Geringverdiener_innen, 10. November 2018)

Einfache Modelle und große Zahlen können sehr überzeugend sein. Der kleine Populist ist oft geschickt darin, die Dinge so zu erzählen, dass komplizierte Zusammenhänge und individuelle Geschichten hinter großen Zahlen, schwammigen Worten und einfachen Logiken verschwinden. Wie zaubert der kleine Populist eine überzeugende Modellwelt aus der komplexen Realität? Die Hauptzutat des Zaubertranks sind: Vorurteile. Der Zauberspruch heißt: Verallgemeinerung, Vereinfachung, simsalabim! „Alle Arbeitslosen sind faul und schämen sich nicht mal dafür.“ Und wie bei einem echten Zaubertrick verschwindet dieses hässliche Vorurteil hinter großen Worten und scheinbaren „Fakten“ wie hinter einem Vorhang. Was nach außen aussieht wie eine vernünftige Argumentation, ist eigentlich eine bösartige Unterstellung. Warum einige Menschen keine Arbeit haben, dass Rentner_Innen oft bereits 50 Jahre berufstätig waren, Student_Innen später viele Steuern zahlen werden und welche verschiedenen Behinderungen es gibt, die Menschen teils arbeitsunfähig machen, verschweigt der kleine Populist lieber. Wäre ja auch doof, gleich den ganzen Zauber zu verraten. Wer sollte dann noch daran glauben?
Und was kommt am Ende beim Tricksen heraus? Wut, Angst, Ungerechtigkeitsempfinden und Hass gegenüber denen, die ihren Beitrag zur Gesellschaft scheinbar nicht leisten wollen.

Sei aufmerksam gegenüber der Argumentation! Vielleicht sind deine arbeitslosen/studentischen Freund_Innen oder deine Großeltern, die du bestimmt nicht für faul hältst, ja nicht die Ausnahme von der Regel, sondern vielmehr die Regel? Lerne, Zahlen und vermeintliche „Fakten“ vorsichtig zu interpretieren und frage immer nach, woher die Daten kommen! Werde aufmerksam für Vorurteile, die in scheinbar unschuldiger Wortwahl mitschwingen!