… verteidigt „uns“ gegen die „anderen“

Ich weiß nicht, warum wir eine Willkommenskultur aufbauen müssen. Wer bei uns arbeitet, lebt, muss die Sprache beherrschen, […] er muss unsere Kultur und Tradition anerkennen. Das heißt er muss uns willkommen heißen. Und nicht wir ihn!

(Alexander Gauland, zitiert nach dem Bullshit-Quiz)

 

Wenn wir die schweigende Mehrheit mobilisieren, die mit der Radikalisierung der Gesellschaft nichts zu tun haben will, können wir die Rechtspopulisten besiegen.

(Martin Schulz, SPD-Politiker im November 2018 im Interview mit einem Redakteur des Spiegel-Politik-Ressorts)

Das Denken des kleinen Populisten ist geprägt von Gegensätzen. Für ihn zählen nicht die Individuen mit ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten, sondern scheinbar feste Gruppen, die er nach Belieben zusammenbaut. Der kleine Populist setzt viel daran, die Welt in „Freunde“ und „Feinde“ einzuteilen. Das hilft gegen Angst und gibt das befriedigende Gefühl, zu „den Guten“ zu gehören. Ein beliebtes Gegensatzpaar des kleinen Populisten sind „die Deutschen“ und „die Ausländer“ oder „das Volk“ und „die Elite“. Nicht „wir“ sind dann für Probleme verantwortlich, sondern „die Anderen“ (die „da oben“, die „Ausländer“). Anderssein wird dazu häufig mit negativen Eigenschaften verknüpft („die passen sich nicht an“, „die nutzen unser Sozialsystem aus“, „die wirtschaften sich nur in die eigene Tasche“), sodass „die Anderen“ gleich noch fremder und böswilliger erscheinen. Das Basteln von Vorurteilen kann so weit gehen, dass der kleine Populist von „den Anderen“ erwartet, all das wieder gut zu machen, was er selbst ihnen erst angehängt hat: „Die passen sich nicht an, also müssen die erstmal eine Willkommenskultur aufbauen.“ Hä? Verlangt ihr von euren Gästen, dass sie euch in eurem eigenen Zuhause willkommen heißen? Der kleine Populist hat einen blinden Fleck in Bezug auf Begegnung und Gemeinsamkeiten. Also kann oder will er auch nicht sehen, dass eine Gemeinschaft, in der alle sich schätzen und willkommen heißen, nur gemeinsam aufgebaut werden kann. Einfacher ist es für ihn sich einzubilden, die eigene „Kultur“ wäre bereits perfekt und „die Anderen“ müsse er nur loswerden.

Frage dich oder den kleinen Populisten doch mal: Gibt es nicht viel mehr Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen im „wir“ als zwischen „uns“ und „den Anderen“? Vielleicht gibt es eine Eigenschaft an mir, die der kleine Populist verwenden könnte, um mich plötzlich zu einem/einer „der Anderen“ zu machen? Und dann gehe raus, lerne Menschen kennen und staune, wie vielfältig diese sind und welchen verschiedenen Gruppen sie sich zugehörig fühlen.